Da einer meiner beiden Mitbewohner bald auszieht, wird in unserer WG ein Zimmer frei – meins! Das neue Semester fängt nun auch bald an und deshalb sind zum großen Teil Studienanfänger auf der Suche nach einem Zimmer. Aber auch alte Hasen, denen ihre Wohnung mittlerweile zu teuer geworden ist, sind unterwegs. War der Andrang der Zimmersuchenden bei uns bis gestern eher gering, so wurden wir am heutigen Freitag quasi im Halbstundentakt belagert. Und ich muss zugeben: Wenn man ein Zimmer zu vergeben hat, ist das echt witzig! Manche der Bewerber kommen schon total desinteressiert oder von der Straße vor unserem Haus, die von ungefähr 200 Autos in der Minute frequentiert wird, abgeschreckt in die Wohnung, drücken einem sanft ihr weiches Patschehändchen in die Hand, um dann noch nicht mal beide Füße in das zu besichtigende Zimmer zu setzen. Und wozu braucht man überhaupt die Küche oder ein Bad? Die einzigen zwei Herren, die sich bisher vorgestellt haben, schauten sich das Zimmer an und sagten nach noch nicht mal einer Minute und ohne überhaupt den Rest der Wohnung gesehen zu haben: „Also, ich würde gerne einziehen!“. Tja, aber beide waren irgendwie nicht unser Fall. Aber der eigentliche Knaller des Tages war eine junge Frau, Pädagogikstudentin im fortgeschrittenen Stadium, die uns, ohne, dass wir sie gefragt haben, in weniger als einer viertel Stunde ihre Lebensgeschichte und die ihres Freundes auftischte. Sie in ihrem Redefluss zu unterbrechen, war kaum möglich. Mit: „Willst du vielleicht auch etwas über uns wissen?“ konnte ich sie nur kurz stoppen. Zwar schaffte mein Mitbewohner es ca. drei Minuten etwas von sich zu erzählen, ohne unterbrochen zu werden, aber dann war es auch schon wieder vorbei mit der Ruhe. Als sie dann wieder zehn Minuten geredet hatte, probierte ich auch noch mal mein Glück. Ich glaub mir war ungefähr eine Minute Redezeit am Stück gegönnt, bevor ich von ihr unterbrochen wurde. Aber der beste Spruch kam von ihr, als es klingelte und die nächste Bewerberin sich ankündigte. O-Ton der Pädagogikstudentin: „Ach, kommt da jetzt die Nächste? Das ist ja blöd!“. Mein Mitbewohner und ich haben uns kaum noch eingekriegt vor lachen. Auch wenn sich das jetzt nicht so angehört hat, aber entgegen aller Vermutungen fand ich dieses Exemplar einer Zimmersuchenden echt erfrischend. Bekamen einige der anderen Bewerber/Innen kaum ein Wort raus, so gehört sie bis jetzt klar zu meinen Favoritinnen. Naja, aber schaun wir mal was die nächste Woche noch so an Bewerbern in unsere kleine WG spült! Ich freu mich drauf!
Zimmer frei! part I
von
Schlagwörter: