Zum einen hab ich gar kein Blog und außerdem wollt ich eigentlich nur schreiben, dass die bei uns im Straßenverkehrsamt dazuschreiben, wie viele vor einem warten. Aber dann haben mich die Erinnerungen übermannt und ich konnte nicht mehr aufhören. :cry:
Und wieso les ich sowas hier und nicht in Deinem Blog? Da hammwer was falsch verstanden was? ;)
Carsten
:) Beim Straßenverkehrsamt hier steht immer noch gehässigerweise mit drauf, wie viele Leute vor einem dran sind.
Hab da letztes Jahr nen Firmenwagen anmelden müssen. Das Cabrio war übern Winter abgemeldet. Gedächtnisprotokoll:
9:30 – Carsten zieht Nr. 91 ( “vor Ihnen warten 32 Leute” )
10:45 – Nr. 91 blinkt auf. Carsten erwacht, geht zum Schalter und überreicht der grimmig schauenden Beamtin freudestrahlend Versicherungskarte, Vollmacht, Fahrzeugpapiere und Ausweiskopie von Chef um ein Kurzzeitkennzeichen zwecks Fahrt zum TÜV zu erhalten.
10:47 – Grimmige Beamtin: “Das ist aber eine falsche Versicherungskarte. Die ist für die Fahrzeugzulassung, sie brauchen eine für Fahrzeugkurzzulassung. Sehen Sie? Das Kreuz müsste hier sein und nicht dort”
10:50 – Carsten verlässt grummelnd das Straßenverkehrsamt und macht sich auf zur nahegelegenen Versicherung.
11:00 – Abholen der neuen Karte bei der Versicherung. Dank telefonischer Vorwarnung liegt die bereits parat.
11:20 – Erneut Nummer ziehen beim Straßenverkehrsamt. Nr. 185 ( vor Ihnen warten 45 Leute )
12:40 – 185 blinkt. Mein Sitznachbar weckt mich. Wieder die gleiche grimmige Hexe. Diesmal ist das Kreuz an der richtigen Stelle, dafür fehlt der Firmenzusatz “GmbH”. Sie reicht mir die Karte und Kugelschreiber, weil sie es angeblich nicht selbst eintragen darf. Füge die blöden vier Buchstaben hinzu und sie genehmigt ( ihr Glück ). Dafür stimmt etwas mit der Vollmacht nicht. Die Vollmacht sei nur für die Zulassung des Fahrzeugs, nicht für die Kurzzeitzulassung. Ich frage die Hexe, ob sie den Film “Falling Down” kennt und erwähne, dass sie auf dem besten Wege ist, ihn live zu erleben. Offenbar kennt sie ihn, denn sie macht eine “Ausnahme” und ich bekomme meine Kurzzeitkennzeichenabholerlaubnis.
14:30 – Nach erfolgreichem TÜV-Besuch wieder ne neue Nummer. 270 ( vor Ihnen wartet das halbe Ruhrgebiet ). Gehe erstmal ne Stunde spazieren, da der Herr am Nummernziehautomaten meint, dass es mindestens so lange dauert, bis ich dran bin.
15:30 – Spaziergang beendet. Hoffnungsvoll will ich das Straßenverkehrsamt betreten. Verschlossen. Meine Beine werden taub, als das Blut literweise in die Halsschlagader strömt. Ich spüre, wie der Eiserne Türgriff in meiner rechten Hand zu einem Klumpen zusammengepresst wird. Durchatmen, cool bleiben. Denk nach! Da waren noch mindestens 10.000 Leute drin. Die werden sie wohl kaum unverichteter Dinge rausgeworfen haben ( hoffe ich ). Mir kommt kurz der Gedanke, dass sie mit dem Feierabend vor Augen vielleicht das Arbeitstempo erhöht und tatsächlich schon alle Leute abgefertigt haben könnten, aber dann fällt mir wieder ein, dass es sich um Beamte handelt. Was wissen die von Tempo? Also gehe ich davon aus, dass im Innern des Gebäudes noch mindestens 50 rechtschaffende Leute und 10 Beamte gefangen sind. Irgendwo werden die ja rausmüssen. Also schleiche ich um das Gebäude herum und tatsächlich kommen mir auf der Rückseite erschöpfte Menschen mit Nummernschildern unter dem Arm entgegen. Ich gehe dem Strom entgegen bis zu einer Tür, die sich nur von innen öffnen lässt. Kein Problem, den nächsten glücklichen Nummernschildbesitzer abgepasst und hinein durch die offene Tür. Mein erster Blick geht auf die Anzeigetafel. Bin ich zu spät? – Nein. Im Gegenteil. Vor mir sind immer noch 30 Leute. Ich lege mich auf 2 Stühlen Schlafen.
16:15 – Alpträume plagen mich. Aus Nummernschildern und Versicherungskarten bestehende Figuren jagen mich durch das verschlossene Straßenverkehrsamt. Ich schrecke hoch und schaue mich um. Gut, ich bin noch nicht allein, also vermutlich auch noch nicht eingeschlossen. Ich schaue auf die Anzeigetafel. Sie zeigt 268. Welch ein Timing. Ich setze mich auf, reibe mir die Augen, ordne meine Unterlagen und mache mich bereit.
17:15 – Erschöpft aber glücklich komme ich in der Firma an. Die Nummernschilder samt Plaketten triumphierend in der Hand schwenkend. Unser Administrator wirft einen kurzen Blick auf die Plaketten. “Die sind verkehrt rum. Diese müsste vorne und diese aufs hintere Nummernschild.”
Ich spalte ihm mit dem vorderen Nummernschild den Schädel und bohre ihm das hintere ins Herz und trete den Heimweg an.
Der letzte Satz ist nur in meinem Kopf passiert in Wirklichkeit hab ich dann am nächsten Tag nochmal die Plaketten tauschen lassen, da die Nummernschilder leider schon vorgebohrt waren und nur so passten, wie sie gedacht waren. Aber der Rest ist fast genauso passiert. :( Ein ganzer Arbeitstag auf dem Amt. Da siehste mal, was son simples Bild für vergessene qualvolle Erinnerungen zu Tage fördern kann…
Jetzt hab ich bestimmt wieder Alpträume. Nur wegen dir!
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Kommentare
6 Antworten zu „Nummer 161“
Tjoa… Büdde :)
Aber watt heisst denn hier, ich bin nicht DER Carsten? :evil: Ich bin ein Okinal. Sozusagen der Ur-Carsten. Alle anderen sind nur Plagiate :P
@ Carsten: Danke, für deine Geschichte!
@ Sven: Danke, dass du mich jetzt auch noch mit meiner Sehschwäche aufziehst!:( Da bin ich wohl in den Zeilen verrutscht! ;)
Pst, Jens … Das is nicht DER Carsten ;)
Zum einen hab ich gar kein Blog und außerdem wollt ich eigentlich nur schreiben, dass die bei uns im Straßenverkehrsamt dazuschreiben, wie viele vor einem warten. Aber dann haben mich die Erinnerungen übermannt und ich konnte nicht mehr aufhören. :cry:
Und wieso les ich sowas hier und nicht in Deinem Blog? Da hammwer was falsch verstanden was? ;)
:) Beim Straßenverkehrsamt hier steht immer noch gehässigerweise mit drauf, wie viele Leute vor einem dran sind.
Hab da letztes Jahr nen Firmenwagen anmelden müssen. Das Cabrio war übern Winter abgemeldet. Gedächtnisprotokoll:
9:30 – Carsten zieht Nr. 91 ( “vor Ihnen warten 32 Leute” )
10:45 – Nr. 91 blinkt auf. Carsten erwacht, geht zum Schalter und überreicht der grimmig schauenden Beamtin freudestrahlend Versicherungskarte, Vollmacht, Fahrzeugpapiere und Ausweiskopie von Chef um ein Kurzzeitkennzeichen zwecks Fahrt zum TÜV zu erhalten.
10:47 – Grimmige Beamtin: “Das ist aber eine falsche Versicherungskarte. Die ist für die Fahrzeugzulassung, sie brauchen eine für Fahrzeugkurzzulassung. Sehen Sie? Das Kreuz müsste hier sein und nicht dort”
10:50 – Carsten verlässt grummelnd das Straßenverkehrsamt und macht sich auf zur nahegelegenen Versicherung.
11:00 – Abholen der neuen Karte bei der Versicherung. Dank telefonischer Vorwarnung liegt die bereits parat.
11:20 – Erneut Nummer ziehen beim Straßenverkehrsamt. Nr. 185 ( vor Ihnen warten 45 Leute )
12:40 – 185 blinkt. Mein Sitznachbar weckt mich. Wieder die gleiche grimmige Hexe. Diesmal ist das Kreuz an der richtigen Stelle, dafür fehlt der Firmenzusatz “GmbH”. Sie reicht mir die Karte und Kugelschreiber, weil sie es angeblich nicht selbst eintragen darf. Füge die blöden vier Buchstaben hinzu und sie genehmigt ( ihr Glück ). Dafür stimmt etwas mit der Vollmacht nicht. Die Vollmacht sei nur für die Zulassung des Fahrzeugs, nicht für die Kurzzeitzulassung. Ich frage die Hexe, ob sie den Film “Falling Down” kennt und erwähne, dass sie auf dem besten Wege ist, ihn live zu erleben. Offenbar kennt sie ihn, denn sie macht eine “Ausnahme” und ich bekomme meine Kurzzeitkennzeichenabholerlaubnis.
14:30 – Nach erfolgreichem TÜV-Besuch wieder ne neue Nummer. 270 ( vor Ihnen wartet das halbe Ruhrgebiet ). Gehe erstmal ne Stunde spazieren, da der Herr am Nummernziehautomaten meint, dass es mindestens so lange dauert, bis ich dran bin.
15:30 – Spaziergang beendet. Hoffnungsvoll will ich das Straßenverkehrsamt betreten. Verschlossen. Meine Beine werden taub, als das Blut literweise in die Halsschlagader strömt. Ich spüre, wie der Eiserne Türgriff in meiner rechten Hand zu einem Klumpen zusammengepresst wird. Durchatmen, cool bleiben. Denk nach! Da waren noch mindestens 10.000 Leute drin. Die werden sie wohl kaum unverichteter Dinge rausgeworfen haben ( hoffe ich ). Mir kommt kurz der Gedanke, dass sie mit dem Feierabend vor Augen vielleicht das Arbeitstempo erhöht und tatsächlich schon alle Leute abgefertigt haben könnten, aber dann fällt mir wieder ein, dass es sich um Beamte handelt. Was wissen die von Tempo? Also gehe ich davon aus, dass im Innern des Gebäudes noch mindestens 50 rechtschaffende Leute und 10 Beamte gefangen sind. Irgendwo werden die ja rausmüssen. Also schleiche ich um das Gebäude herum und tatsächlich kommen mir auf der Rückseite erschöpfte Menschen mit Nummernschildern unter dem Arm entgegen. Ich gehe dem Strom entgegen bis zu einer Tür, die sich nur von innen öffnen lässt. Kein Problem, den nächsten glücklichen Nummernschildbesitzer abgepasst und hinein durch die offene Tür. Mein erster Blick geht auf die Anzeigetafel. Bin ich zu spät? – Nein. Im Gegenteil. Vor mir sind immer noch 30 Leute. Ich lege mich auf 2 Stühlen Schlafen.
16:15 – Alpträume plagen mich. Aus Nummernschildern und Versicherungskarten bestehende Figuren jagen mich durch das verschlossene Straßenverkehrsamt. Ich schrecke hoch und schaue mich um. Gut, ich bin noch nicht allein, also vermutlich auch noch nicht eingeschlossen. Ich schaue auf die Anzeigetafel. Sie zeigt 268. Welch ein Timing. Ich setze mich auf, reibe mir die Augen, ordne meine Unterlagen und mache mich bereit.
17:15 – Erschöpft aber glücklich komme ich in der Firma an. Die Nummernschilder samt Plaketten triumphierend in der Hand schwenkend. Unser Administrator wirft einen kurzen Blick auf die Plaketten. “Die sind verkehrt rum. Diese müsste vorne und diese aufs hintere Nummernschild.”
Ich spalte ihm mit dem vorderen Nummernschild den Schädel und bohre ihm das hintere ins Herz und trete den Heimweg an.
Der letzte Satz ist nur in meinem Kopf passiert in Wirklichkeit hab ich dann am nächsten Tag nochmal die Plaketten tauschen lassen, da die Nummernschilder leider schon vorgebohrt waren und nur so passten, wie sie gedacht waren. Aber der Rest ist fast genauso passiert. :( Ein ganzer Arbeitstag auf dem Amt. Da siehste mal, was son simples Bild für vergessene qualvolle Erinnerungen zu Tage fördern kann…
Jetzt hab ich bestimmt wieder Alpträume. Nur wegen dir!