Das arme Kind

Gestern wurde ich in meiner Facebook-Timeline auf diesen Artikel aufmerksam. In dem Artikel wird beschrieben, dass eine Familie aus Eschweiler bei Aachen ihr Kind Schaklin nennen durfte.

“Nur Drogenkinder und Ossis heißen Kevin”, verkündete einst der Komiker Michael Mittermeier […].”

 

Dass Eltern für ihr Kind einen ausländischen Namen wählen, ist also nichts Neues, ihn aber eingedeutscht zu verwenden, dagegen schon. Statt “Jacqueline”, wie der Name normalerweise geschrieben wird, bestanden die Eltern auf “Schaklin”. “Phonetisch ist es gleich, also können wir das nicht ablehnen“, erklärte Alexandra Hoven vom Standesamt Eschweiler der “Aachener Zeitung”.

 

Die Eltern müssten in einem solchen Fall bestätigen, dass sie über die übliche Schreibweise aufgeklärt worden seien.

Wie durch etliche Medien bspw. durch Zeitungen oder auch das TV bekannt sein dürfte, werden Menschen immer häufiger über ihren Vornamen definiert – die Namensgebung durch die Eltern kann dabei zum Problem werden.

“Auch in Deutschland gibt es Entwicklungen dahin, dass Arbeitgeber Bewerber mit bestimmten Vornamen direkt aussortieren.”

 

Film- und Musikstars als Namenspaten in bildungsfernen Schichten

Schuld an dem schlechten Ruf vieler Namen ist vor allem eine Studie von 2009. Lehrer wurden damals befragt, inwieweit die Vornamen der Schüler etwas über ihre Leistungsfähigkeit aussagen. Das Ergebnis: Alexander, Maximilian, Lukas oder Sophie seien freundlich und erfolgreich in der Schule, während Kevin, Chantal, Angelina, Justin oder Mandy meist wenig gebildet, dafür aber häufig verhaltensauffällig seien. Als Folge der Lehrerbefragung wurden diese Vornamen, die größtenteils aus dem englischsprachigen Raum kommen, in den Medien und in bildungsnahen Kreisen fortan als Unterschichten-Namen abgestempelt.

Eltern aus bildungsferneren Schichten orientieren sich bei der Namensgebung für ihre Kinder mittlerweile häufig an Namen, die sie in den Medien z.B. aus Fernsehen, Film und Musik kennengelernt haben. Da oft zum einen das Interesse oder der Wille, zum anderen zudem häufig auch noch das Geld in bildungsferneren Schichten fehlt um sich weiterzubilden, wird neben dem Bildungsstatus auch in den meisten Fällen der finanzielle Status an die nachfolgende(n) Generation(en) weitergegeben. Darüber hinaus sind an die Faktoren Bildung und finanzieller Status noch viele weitere Begleiterscheinungen gekoppelt, bspw. die Ernährung und die seelische und körperliche Gesundheit eines Menschen. Aus diesem Grund und weil mir ein Mädchen, das Schaklin heißt irgendwie leid tut, habe ich diesen Beitrag “Das arme Kind” genannt.

Weiterführende Links:

Kevinismus

Wie der Name unser Schicksal prägt

 

 

 

Kommentare

2 Antworten zu „Das arme Kind“

  1. Helmut Todtenhaupt

    Alles richtig, die kleine Schaklin wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht leicht haben. Und mit dem kleinen Üffes würden wir wohl auch nicht tauschen wollen.

    Aber ich denke es gibt hier ein Grundproblem, dass nicht nur die Bildungsfernen haben. Die haben zwar aus unserer Sicht einen schrägen Geschmack und mögen auch nicht wissen, dass Charlene nicht Charleen ist. Aber leider liegen Schaklinchen und Anais (finde die beiden Pünktchen leider nicht auf meiner Tastatur) gar nicht so weit auseinander.

    Ich weiß nicht, warum Deine Eltern Dich Julia genannt haben. Ich vermute mal, weil Ihnen der Name einfach gefallen hat. Ich weiß warum ich Helmut bin, dass ist eine Verbeugung vor meinem zum Zeitpunkt meiner Geburt bereits toten Opa. Die Botschaft dahinter: gefällt uns beziehungsweise Tradition. Ist bei mir zwar langweilig, aber Beides okay.

    Heute werden auch in den gehobenen Ständen Namen meist nicht nur nach Gefallen vergeben, sondern sind vor Allem eine Botschaft an die Umwelt. Schaut, wie kreativ wir sind. Schaut auch wie schlau wir sind. Wir kennen nordische, indische, italienische und überhaupt ganz tolle Namen. Und leider benutzen wir sie auch:(

    Und so bleibt Anais (Punkte immer noch nicht gefunden) im Gegensatz zu Schaklin nur der Trost, dass sie zwar auch einen schrägen Namen hat, aber dafür einen Haufen Chancen auf das, was wir für ein gutes Leben halten.

  2. Da muss ich immer an den Kleinen Yves denken, der dachte, er würde Üffes heißen. (Weil seine Eltern ihn so riefen.)